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Bio in der DNA: Das Delinat-Weingut Harm

Zwischen Wachau und Kremstal – dort, wo die Donau das Weinland Österreich prägt – bewirtschaftet Andreas Harm seine biologischen Weingärten auf beiden Seiten des Flusses. Was auf jahrhundertealten Lagen wie der Riede „Schreck“ in Krems-Stein wurzelt, ist ein Weinbau, der sich heute ganz der Zukunft verpflichtet fühlt: ökologisch, vielfältig und widerstandsfähig.

Biowinzer seit der ersten Stunde

Schon Andreas’ Urgrossmutter betrieb Weinbau oberhalb von Krems. Heute führt der Delinat-Winzer die Familientradition konsequent fort. Seit 2010 bewirtschaftet er seine Weingärten komplett biologisch – ein Schritt, der für Andreas selbstverständlich war: „Ich habe nie konventionell gearbeitet. Bioweinbau war für mich von Anfang an der normale Weg.“

Die Umstellung auf Bio erfolgte bereits 1999 durch seine Eltern. Mit dem eigenen Weingut und der Zusammenarbeit mit Delinat ab 2010 wurde das Engagement noch sichtbarer – auch über die Landesgrenzen hinaus.

Biodiversität als Herzenssache

Besonders beeindruckend ist Andreas Harms Fokus auf Biodiversität: Böschungen, Randbereiche, Terrassen und alte Bäume werden nicht nur erhalten, sondern auch aktiv in die Bewirtschaftung einbezogen. Kräuter, Gemüse und essbare Wildpflanzen bereichern nicht nur das Landschaftsbild, sondern finden auch ihren Weg in die familieneigene Küche und Gastronomie.

„Wir versuchen jedes Jahr, Neues auszuprobieren – je nachdem, wie es sich zeitlich ausgeht“, erzählt Andreas. Dieses Miteinander von Landwirtschaft, Ökologie und Kulinarik verleiht seinem Betrieb einen besonders lebendigen Charakter.

Antworten auf den Klimawandel: PIWIs und Gemischter Satz

Doch die Herausforderungen wachsen: Starkregen, Hagel, Hitzewellen – der Klimawandel stellt auch den Bioweinbau vor grosse Aufgaben. Pflanzenschutz muss punktgenau erfolgen, Ausfälle durch Wetterextreme können schnell dramatisch werden.

Eine mögliche Lösung sieht Andreas Harm in PIWI-Rebsorten – pilzwiderstandsfähige Sorten, die weniger Pflanzenschutz benötigen und oft besser mit Trockenstress umgehen können. Der klassische Grüne Veltliner, derzeit noch Österreichs wichtigste Weissweinsorte, zeigt hier Schwächen: Sie ist empfindlich gegenüber Trockenheit und anfällig für Pilzkrankheiten.

Deshalb verfolgt Andreas klare Pläne: Im Rotweinbereich sollen künftig einmal PIWI-Cuvées entstehen. Bei den Weissweinen möchte er den traditionsreichen Gemischten Satz weiterentwickeln – in einer neuen Variante: als „PIWI-Gemischter Satz“. Ein Konzept, das Österreichs Weinbautradition mit Ökologie verbindet.

Prägende Figur im österreichischen Bio-Weinbau

Andreas Harm vereint Wissen, Praxis und Vision wie kaum ein anderer. Als Winzer, Wissenschaftler und Berater hat er die Bioentwicklung in Österreich aktiv mitgestaltet. Heute steht er für einen Weinbau, der tief in der Region verwurzelt ist – und gleichzeitig offen für Innovation.

„Vor 25 Jahren war Bio die Ausnahme. Heute sind wir in Österreich weltweit führend, was den Anteil an biologisch bewirtschafteten Rebflächen betrifft – und ich bin stolz auf diese Entwicklung.“

Sein Weg zeigt: Weinbau der Zukunft entsteht dort, wo Tradition, Wissenschaft und Nachhaltigkeit miteinander in Dialog treten – und wo Winzer wie Andreas Harm mutig neue Wege gehen, ohne die alten Werte aus den Augen zu verlieren.

Transkript
Wir befinden uns hier im Weinbaugebiet Kremstal an der Grenze zur Wachau, Wir haben Weingärten auf beiden Seiten der Donau. Also einerseits um unseren Heimatort Krustetten herum und andererseits auf der anderen Seite der Donau. Also im Gebiet Mautern, Stein und Krems. Wir befinden uns hier in der Riede “Schreck”. Das ist in Krems-Stein, direkt an der Donau, es ist eine sehr alte und bekannte Weinriede. Seit ungefähr 1000 Jahren wird hier Wein kultiviert. Stein, da ist schon sehr lange ein Bezug von Seiten meiner Familie her. Schon meine Urgrossmutter hat hier Weinbau betrieben. Und vom Boden her haben wir eine sehr vielfältige Situation hier gerade in Stein. Nämlich einerseits sandige Böden, wo wir gerade sind, Glimmerschiefer, Verwitterungsböden, andererseits Lössböden, aber teilweise auch Lehm. Und ja, das ist unsere Philosophie, dass man dort die Geologie, die unterschiedlichen Rieden und Lagen über den Wein kommunizieren können. Ich persönlich bin jetzt hier in Stein seit 2010 tätig, seit dieser Zeit werden auch die Weingärten biologisch bewirtschaftet. Ich bin aufgewachsen in einem Weinbau-Betrieb. Habe von Kindheitsbeinen an da mitgearbeitet und... eigentlich der ganze Familienablauf, Jahresablauf, Urlaubsplanung, war immer an den Weinbau angelehnt. Traditionell war auch immer die Kombination Weinbau und bisschen Gastronomie. Das haben wir nach wie vor. Einerseits “Heurigen”, andererseits ein kleines Restaurant. Also das ist in unserem Gebiet eigentlich Gang und Gäbe, dass man das kombiniert. Und ich sage immer, als ich mich dann wirklich für Weinbau interessiert habe, haben meine Eltern dann 1999 umgestellt auf Bio. Aus dem Grund ist der biologische Weinbau für mich eigentlich der ganz normale Weinbau, Also ich habe eigentlich nie konventionellen Weinbau betrieben, mit 19 habe ich mich für Weinbau interessiert und dann selbst auch die ersten Weingärten bewirtschaftet, selbstständig. Und das ist natürlich dann weitergegangen im Rahmen meines Studiums hier in Wien, an der Universität für Bodenkultur, also Agrarwissenschaften mit Schwerpunkt, Pflanzenschutz und Bodenbewirtschaftung, alles auf die Rebe ausgerichtet. Ich war dann einerseits wissenschaftlich tätig in dem Bereich Rebzüchtung, Beschäftigung mit widerstandsfähigen Rebsorten bzw. mit der Suche nach Pflanzenbehandlungsmitteln, Alternativen im Pflanzenschutz. Danach war ich auch in der Beratung tätig. Ich habe mit sehr vielen Betrieben gearbeitet, also war eigentlich von Beginn an dabei. Also man muss sich vorstellen, 1999 war ungefähr der Flächenanteil bei 3%, jetzt liegen wir schon bei 25% Flächenanteil, das heißt biologisch bewirtschaftete Fläche an der Gesamtfläche Weinbau, da sind wir praktisch weltweit in Österreich führend. Und ich war so quasi von Beginn an dabei, einerseits als Praktiker, als Wissenschaftler, und andererseits als Berater. Und ich bin in gewisser Weise auch stolz auf diese Entwicklung, die wir da in Österreich durchlaufen haben, das war vor 25 Jahren nicht wirklich denkbar. Ab 2010 haben wir dann unser eigenes Weingut begründet Und haben damals auch die Zusammenarbeit mit Delinat gestartet. Das war 2010 mit dem ersten Wein und wir sind sehr zufrieden mit der Zusammenarbeit. Wir haben eigentlich durch Delinat die Möglichkeit gekriegt, das zu kommunizieren in einer sehr großen Plattform, was wir eigentlich tagtäglich machen. Ziel ist es, neben dem Thema Begrünungen natürlich auch die ganze Biodiversität, die natürlicherweise hier vorhanden ist, zu erhalten. Wir haben sehr viele Randbereiche, Böschungen, kleine Terrassen, Bäume und da geht es darum, dass man die hält, weiter kultiviert, vielleicht auch noch nutzt. Für die Küche dann. Wir haben dann auch Bereiche, wo wir zum Beispiel dann gezielt Kräuter einsähen, die man dann in der Küche verwenden können oder Teile für Gemüseproduktion, also solche Sachen, mit denen experimentieren wir immer, je nachdem, wie es sich zeitlich ausgeht, von Jahr zu Jahr immer anders. Die klimatischen Veränderungen; Wir sehen das gerade im heurigen Jahr durch Starkregen-Ereignisse, Hagel, Wetterkapriolen, die nicht vorhersagbar sind, ist natürlich für einen Betrieb, der biologisch arbeitet oder besonders ökologisch arbeitet, die Belastung sehr hoch. Man muss natürlich immer mit dem Pflanzenschutz punktuell dahinter sein und wenn ich da ein, zwei Zeitpunkte versäume, dann kann ich schon Probleme haben. Und da würden natürlich so neue Sorten, PIWI-Sorten, resistente Sorten natürlich sehr viel Druck herausnehmen. Die Probleme der traditionellen Rebsorten: Nehmen wir beispielhaft den Grünen Veltliner. Wie gesagt, unsere wichtigste Weißweinsorte. Die hat natürlich ein Problem, was vor allem den Anbau betrifft: Trockenheit. Sie braucht immer sehr guten Boden mit sehr guter Wasserversorgung. Teilweise kann man das über Bewässerung ausgleichen, aber Bewässerung wird auch immer schwieriger, weil natürlich die Wasserverfügbarkeit immer schwieriger wird. Das heißt, die Gesellschaft wird das Wasser anderwertig brauchen. Was man natürlich dann suchen kann sind Alternativen zum Grünen Veltliner vom Weißwein-Typus her. Also wie gesagt, wird das versucht jetzt in Österreich über die Entwicklung eigener Sorten. Mittlerweile gibt es ja den sogenannten Donauveltliner, der wahrscheinlich eine Rolle spielen wird. Auch was die Trockenheit betrifft, wird er widerstandsfähiger sein. Das andere ist natürlich die Anfälligkeit gegenüber Pilzkrankheiten. Die ist natürlich beim Grünen Veltliner erhöht, weil es eine sehr sensible Rebsorte ist. Wenn ich jetzt in die Zukunft schaue, dann werden PIWI-Sorten in unserem Betrieb eine wichtige Rolle spielen. Vor allem jetzt beim Rotwein, wenn wir uns in die Richtung entwickeln wollen, in Form eines Cuvées. Was man glaube ich auch gut vermarkten kann. Oder - meine Intention ist - bei Weißwein jetzt weg von der Sorte Richtung - was auch in Österreich Tradition hat - das ist der Gemischte Satz. Das ist schon sehr lange - schon seit hunderten von Jahren wird dieser Gemischte Satz in Österreich produziert, weil früher die Weingärten nicht reinsortig gepflanzt wurden, sondern einfach aus verschiedensten Sorten bestehen. Wir haben selber einen im Sortiment, aber da ist meine Intention, dass ich den ersetze mit einem “PIWI-Gemischten Satz”. Ich glaube, das könnte ich ganz gut auch anbieten.

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