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Tradition und Innovation: Gemischter Satz mit PIWIs

Blogartikel von Olivier Geissbühler

Die Weinwelt ist gefordert: Klimawandel, steigende Anforderungen an Nachhaltigkeit und der Wunsch nach naturnaher Bewirtschaftung. Eine vielversprechende Antwort darauf ist die Kombination aus PIWI-Sorten (pilzwiderstandsfähige Rebsorten) und dem traditionellen Konzept des Gemischten Satzes. Das Weinmagazin Falstaff berichtete kürzlich von ersten Versuchen in Österreich und auch der Delinat-Winzer Roland Lenz experimentiert bereits damit.

Diese Verbindung vereint die Vorteile robuster, umweltfreundlicher Rebsorten mit der Vielfalt und Widerstandskraft eines gemischten Weinbergs. Ein Blick auf die Geschichte und das Potenzial dieser Anbaumethode zeigt, warum sie auch der Schlüssel für den Weinbau der Zukunft sein könnte.

Der «Gemischte Satz» – Tradition mit Zukunft

Der «Gemischte Satz» ist eine jahrhundertealte Weinbaumethode, bei der verschiedene Rebsorten auf einem Weinberg gemischt angepflanzt und gemeinsam geerntet sowie vinifiziert werden. Diese Praxis war bis ins 20. Jahrhundert in vielen europäischen Weinregionen verbreitet, insbesondere in Österreich, Deutschland und Teilen Frankreichs.

Der Grund dafür war simpel: Durch die Vielfalt an Rebsorten in einem einzigen Weingarten wurden Ernteausfälle minimiert, da verschiedene Sorten unterschiedlich auf Wetterextreme wie Spätfrost, Hitze oder Trockenheit reagierten. Gleichzeitig sorgte die Mischung für eine natürliche Resistenz gegen Krankheiten und Schädlinge, da reine Monokulturen deutlich anfälliger für diese Probleme sind.

Mit der Industrialisierung und dem Fokus auf sortenreine Weine geriet der «Gemischte Satz» zunehmend in Vergessenheit. Doch in den letzten Jahren erlebt er, insbesondere durch Initiativen wie die «Wiener Gemischter Satz DAC«, eine Renaissance. Diese Wiederentdeckung passt perfekt zum modernen Bedürfnis nach widerstandsfähigen, ökologischen Anbauweisen – insbesondere in Kombination mit PIWI-Sorten.

Die Vorteile der Kombination: PIWI-Sorten und «Gemischter Satz»

Die Verbindung von PIWI-Sorten mit der Anbaumethode des «Gemischten Satzes» vereint zwei ökologische Konzepte, die sich gegenseitig verstärken:

1. Weniger Pflanzenschutzmittel, gesündere Weinberge

PIWI-Sorten sind gezielt so gezüchtet, dass sie eine hohe Widerstandskraft gegen Pilzkrankheiten wie Mehltau besitzen. In Kombination mit der Mischkultur des «Gemischten Satzes», die durch ihre Vielfalt das Krankheitsrisiko weiter reduziert, entsteht ein extrem robuster Weinberg, der kaum Pflanzenschutzmittel benötigt. Das schont nicht nur die Umwelt, sondern spart auch Kosten für Winzerinnen und Winzer.

2. Risikominimierung & stabile Erträge

Ein Weinberg mit verschiedenen Rebsorten reagiert flexibler auf Klimaveränderungen. Während eine Sorte unter Trockenstress leidet, kommt eine andere mit den Bedingungen besser zurecht. Durch diese Diversität bleiben die Erträge stabil, selbst wenn einzelne Sorten wetterbedingt schwächeln. Dies ist besonders wichtig angesichts der zunehmenden Extreme wie Hitzewellen oder Spätfröste.

3. Interessante und vielfältige Aromen

PIWI-Sorten wie Cabernet Blanc, Sauvignac oder Souvignier Gris bringen spannende, neue Aromaprofile mit sich. In einer Cuvée aus einem «Gemischten Satz» entstehen komplexe und einzigartige Weine, die durch ihre Vielfalt an Aromen überzeugen. Durch die natürliche Mischung verschiedener Sorten entstehen Weine, die eine grosse geschmackliche Tiefe und Ausdrucksstärke besitzen – ein Vorteil, der insbesondere für die gehobene Gastronomie und experimentierfreudige Weinliebhaber spannend ist.

4. Vergleichsweise kostengünstige Produktion

Durch den geringeren Bedarf an Pflanzenschutz, die stabileren Erträge und die natürliche Widerstandsfähigkeit der Reben sind Weine aus PIWI-Sorten im «Gemischten Satz» vergleichsweise günstig in der Produktion. Winzer können also wirtschaftlicher arbeiten und gleichzeitig ein hochwertiges, nachhaltiges Produkt anbieten.

Fazit: Ein Modell für den Weinbau der Zukunft

Die Kombination aus PIWI-Sorten und dem «Gemischten Satz» stellt eine zukunftsweisende Lösung für den Weinbau dar. Sie vereint ökologische Nachhaltigkeit mit ökonomischen Vorteilen und bietet gleichzeitig spannende, neue Geschmackserlebnisse. Während der «Gemischte Satz» für Stabilität, Vielfalt und Resilienz sorgt, bringen die PIWI-Reben eine natürliche Krankheitsresistenz mit, die den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln weitgehend überflüssig macht.

Dieses Modell könnte nicht nur ein wichtiges Werkzeug im Kampf gegen den Klimawandel sein, sondern auch die Basis für eine neue Generation von Weinen, die authentisch, nachhaltig und geschmacklich einzigartig sind. Winzerinnen und Winzer, die heute auf diese Methode setzen, könnten die Pioniere eines echten Paradigmenwechsels im Weinbau werden!

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